Filterung der Umweltreize
Periphere Filter
Diese Funktion übernehmen die Sinneszellen. Somit wird nur wahrgenommen, was für das Tier notwendig ist.
Die Filterung erfolgt über:
- Unterschiedliche Kapazität:
Das Ohr der Fledermaus hört auch im Ultraschallbereich, nicht aber das des Menschen.
- Unterschiedliche Reizstärke
Hunde sind in der Lage bereits geringste Mengen von Duftmolekülen zu riechen.
Neuronale Filter (Auslösemechanismen als neurosensorische Filtermechanismen)
Im neuronalen System unterscheidet die zentralnervöse Filterung, welche Informationen, die über die Sinneszellen bereits ins ZNS gelangt sind, wichtig sind und bewußt werden.
Das Gehirn arbeitet konstruktiv, d.h. es setzt die Einzelreize aus den Sinneszellen zu Mustern zusammen und vergleicht diese mit bereits bekanntem. (Klang von Musik wird erst im Gehirn aus den Einzelreizen, die durch die unterschiedlichen Frequenzen entstehen, gebildet.)
Die Sinneszellen sprechen meist auf ein weites Spektrum von Außenreizen an. Neuronale Filter sichern das Erkennen der biologisch relevanten Schlüsselreize. (Durch Vergleich mit eingespeicherten Schemata)
Bsp.: Untersuchung am Frosch
Auf der Retina des Froschs konnten durch Ableitungen verschieden Ganglienzellentypen gefunden werden, die auf visuelle Reize unterschiedlich reagieren und als Detektoren bezeichnet werden. Eine weitere wichtige Filterinstanz stellt das tectum opticum dar. Ausdehnung in Bewegungsrichtung bedeutet Beute, quer zu Bewegungsrichtung Nichtbeute. Kröten reagieren auf diese Schlüsselreize bereits kurz nach der Metamorphose; diese Reaktion scheint also angeboren zu sein.
Durch Ableitungen im tectum opticum konnte weiterhin gezeigt werden, daß in diesem Teil des Gehirns ein Neurontyp vorkommt, dessen Antwortcharakteristik dem von angeborenen Auslösemechanismen entspricht.
Trennt man tectum opticum und Thalamus, so geht die Fähigkeit Beute zu unterscheiden verloren. Daraus kann geschlossen werden, daß die Selektivität durch hemmende Eingänge aus der Thalamusregion erzielt wird, die durch nicht-adäquate Feindreize erregt wird.
Beim Säugetier wird die von der Retina geboten Information über das Zwischenhirn in die Großhirnrinde geleitet, wo die Reizfilterung von dem visuellen Cortex übernommen wird. In den weiter zentral liegenden Nervennetzen erfolgt die Integration von Reizen aus anderen Sinneszellen. Bereits auf der Retina erfolgt eine erste Filterung, eine weitere dann an den Detektoren.
Schlüsselreize
Sie bestehen meist aus Reizkombinationen und wirken ganz spezifisch auf ein Verhalten. Sie werden in Attrappenversuchen getestet.
Bsp.:
- Schlüsselreiz Raubvogel bei Hühnern: langer Schwanz, Flügel im vorderen Drittel
- Schlüsselreiz Beute bei Larven: Größe des Opfers, Kontrast zum Hintergrund, Schnelligkeit
Reiz-Summen-Regel
=erst die richtige Addition von Einzelreizen zum Gesamtreiz löst das Verhalten aus.
Bsp.: Eulenattrappe / 10 Reaktionen auf Kopf, 10 Reaktionen auf Rumpf, 20 auf Kombination Kopf+Rumpf
Auslöser
Auslöser oder Signalreize
Als Auslöser oder Signalreize bezeichnet man Schlüsselreize, die von Artgenossen ausgehen und von denen der Empfänger profitiert.
Von den Signalreizen profitieren Sender und Empfänger
Bsp.: Gelber Fleck am Schnabel von Möwen ist Auslöser für Picken des Jungen
› Alttier erhält die Art, Jungtier wird gefüttert
Gefahr: Ein Auslöser kann zum Signalreiz für Feinde werden (z.B. Balzender Vogel)
Können Auslöser vom Sender an- und abgeschaltet werden, so bezeichnet man sie als Ausdrucksbewegung (z.B. Rad beim Pfau)
Übernormale Auslöser
Darunter versteht man eine Attrappe mit ausgeprägteren Reizauslösern als das Objekt in der Natur.
Bsp.: Leuchtet der Rachen bei Kuckuckattrappe heller als es in der Natur jemals vorkommen kann, so wird mehr gefüttert
Hühner beachten nur noch die Rieseneiattrappe und nicht mehr das natürliche Ei
Solche Übernormalen Auslöser werden sich in der Natur aber nie ausbilden können, da die Gefahr besteht, daß sie zum Schlüsselreiz für Feinde werden (Riesenei wird auch vom Feind schneller entdeckt) oder der Energieaufwand zu groß wird.
Mimikrie
=Nachahmung von Interspezifischen Auslösern durch eine andere Art.
Bsp.: Raubfisch, der aussieht wie ein Putzerfisch, dem Wirt aber Stücke aus dem Rachenraum reißt.
Fliege, die aussieht wie eine Wespe
Auslösemechanismen
Ein Schlüsselreiz kann nur dann ein Verhalten auslösen, wenn die Bereitschaft (Motivation) da ist, dieses Verhalten auch zu zeigen.
Auslösemechanismus = Mechanismus, der dazu führt, daß aufgrund eines exogenen Reizes Verhalten ausgelöst wird
Ablauf eines Auslösemechanismus:
Erkennen und Identifikation der Reizsituation
Auswahl des entsprechenden Verhaltens
Modifikation durch die Motivation
AMM Angeborener Auslösemechanismus (starke Reaktion und keine Veränderung durch Lernen möglich)
EAAM Erfahrungsmodifizierter Auslösemechanismus (Veränderung durch Lernen möglich)
EAM Erlernter Auslösemechanismus (nicht angeboren, sondern durch Lernen ist neue Reiz-Reaktionsverbindung entstanden)
Die Endhandlung ist dabei erbkoordiniert.
Reaktionsabfolge auf Außenreize
Handlung wird gerichtet (Taxiskomponente)
Handlung wird ausgelöst (Erbkoordination)
Nach Ablauf der Handlung kommt es zu einer Veränderung der Handlungsbereitschaft
Reizspezifische Ermüdung (immer gleicher Reiz wird verwendet)
Reaktionsspezifische Ermüdung (immer gleiche Reaktion wird unterschiedlichen Reizen ausgelöst)
c) Habituation (=Gewöhnung) ; bei häufiger Darbietung des Schlüsselreizes in enger zeitlich Folge wird die Bereitschaft zu Handeln gleich Null
Bsp: Kröte im Glas, die mit Beute gereizt wird |