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Reize bei Pflanzen

Um die Reaktion einer Pflanze auf Reize zu belegen, kann die Bewegung des Zellplasmas beobachtet werden. Zum Beispiel stehen in der Blüte der Zimmerpflanze Tradescantia neben den Staubblättern haarförmige Fäden, die aus einer Reihe von Einzelzellen bestehen. Man kann sie ohne großen Aufwand mikroskopieren. Dann wird in den Zellen das Plasma sichtbar, und man kann sehen, wie es sich durch die Zelle bewegt. Körnige Strukturen und der Zellkern werden dabei deutlich mitbewegt. Auch in der Wasserpflanze Vallisneria, die in Aquarien häufig gehalten wird, kann man Strömungen im Plasma beobachten, die offensichtlich durch Licht ausgelöst werden. Man vermutet, dass solche Plasmabewegungen durch ähnliche bewegungsfähige Proteine bewirkt werden, wie man sie in tierischen Zellen findet.
Ohne Mikroskop kann man die Bewegungen ganzer Pflanzenteile beobachten. Hopfensprosse z.B. führen in den oberen, freistehenden Teilen suchende Kreisbewegungen aus. Krokusblüten öffnen sich in kurzer Zeit, wenn sie von den Sonnenstrahlen erwärmt werden. Diese Bewegungen sind Wachstumsbewegungen. Sie kommen dadurch zustande, daß der Pflanzenteil an einer Seite stärker wächst als auf der gegenüberliegenden. Dadurch krümmt sich dieser Bereich der Pflanze, und die Bewegung tritt ein. Auch die Bewegungen, mit denen Pflanzen ihre Blätter zum Licht hin ausrichten, sind Wachstumsbewegungen. Sie werden durch Wachstumshormone gesteuert.

Einzellige Algen sind oft zu freier Ortsbewegung fähig. Stellt man ein Aquarium mit Euglena-Algen ans Fenster, findet sich die grüne Algenfärbung bald an der dem Licht zugewandten Seite, da sich die Photosynthese betreibenden Einzeller aktiv zum Licht hin bewegen. Solche freien, gerichteten Ortsbewegungen werden als Taxien (Einzahl Taxis) bezeichnet. Man findet sie auch bei den Geschlechtszellen der Farne und Moose, die auf bestimmte Sexuallockstoffe reagieren. Bei vielzelligen Pflanzen sind freie Ortsbewegungen unbekannt.

Die Bewegungen von Pflanzenteilen, die eine eindeutige Beziehung zur Reizrichtung haben, werden Tropismen (Einzahl Tropismus) genannt. Lichtreize z.B. rufen Phototropismen hervor. Dabei richten sich Blätter oder Blüten zum Licht hin oder von ihm weg.

Lichtreize

Man bezeichnet eine durch Licht hervorgerufene, gerichtete Bewegung von Pflanzen als Phototropismus. Bewegt sich die Pflanze zum Licht, dann nennt man das positiven Phototropismus, geht die Bewegung vom Licht weg, spricht man von negativem Phototropismus. Beim Senfkeimling reagieren die Wurzeln negativ phototropisch. In einer lichtdurchlässigen Nährlösung läßt sich der Effekt deutlich zeigen. Wegen der großen Bedeutung des Lichtes findet man Phototropismus bei fast allen Pflanzen. Zimmerpflanzen, die ihre Blätter zum Fenster wenden, sind bekannte Beispiele. Die meisten phototropen Bewegungen sind Wachstumsbewegungen.

Schwerkraftreize

Unabhängig von der Neigung der Unterlage wächst die Sprossachse senkrecht nach oben, während die Hauptwurzeln senkrecht in den Boden wachsen. Man nennt diese Abhängigkeit des Wachstums von der Schwerkraft negativen bzw. positiven Geotropismus. Im Experiment kann die Wirkung der Schwerkraft auf die ganze Pflanze mit Hilfe eines Klinostaten nachgewiesen werden.

Die Pflanze wird mit ihrer Unterlage in eine Halterung eingespannt und in horizontaler Lage durch ein Uhrwerk in langsame Drehung versetzt. Da die Schwerkraft jetzt gleichmäßig von allen Seiten auf die Pflanze wirkt, wächst sie waagerecht weiter. Dies gilt sowohl für Keimlinge als auch für erwachsene Pflanzen.
Beim Geotropismus, wie übrigens auch beim Phototropismus, kann eine Umstimmung der Reaktion während des Lebens der Pflanze stattfinden. Mohnknospen hängen z.B. nach unten. Die offene Blüte dagegen steht aufrecht auf dem Stengel. Die Blüten der Türkenbundlihe (Lihum martagon) dagegen hängen, während die Früchte aufrecht stehen.
Für die Aufnahme der Schwerkraftreize werden Stärkekörner in den Zellen verantwortlich gemacht. Im Längsschnitt einer Wurzelspitze kann man sie nachweisen. Sie liegen in den unteren Partien der Zellen, da sie von der Schwerkraft hierhin gezogen werden. Da ähnliche Strukturen in den Gleichgewichtsorganen der Tiere als Statolithen bezeichnet werden, spricht man auch hier von Statolithenstärke.

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