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Multiple Allelie am white locus von Drosophila melanogaster

Allgemein:

  • Gen - Cistron: Das Gen kann als Funktionseinheit (Cistron) definiert werden, die den Wildphäntypen erzeugt.
  • Ein Gen (Cistron) ist ein bestimmter Abschnitt der DNA-Helix. Ein durchschnittlich grosses Gen besteht aus 600 - 1800 Nukleotidpaaren.
  • Man unterscheidet 3 Gruppen von verschiedenen Genen:
    • Strukturgene: sind verantwortlich für die Synthese spezifischer Proteine
    • Operatorgene: steuern die Aktivität der Strukturgene
    • Regulatorgene: steuern die Aktivität der Operatorgene
  • Es konnte bei Viren gezeigt werden, dass das Gen aus funktionsfähigen Untereinheiten besteht: sites, welche unabhängig voneinander mutieren und rekombinieren können.
  • Cistron = Basensequenz, die für ein Polypeptid codiert ist.

Definition von Multiple Allelie:

Multiple Allelie: Locusgleiche Gene, die durch Mutation auseinander hervorgegangen sind und ähnliche Phäne bedingen (welche aber unterscheidbar sind).

Compound: Heterozygote für verschieden mutierte Allele.

Beispiele für Multiple Allelie: white-Locus: ca. 35 verschiedene Allele bekannt

Multiple Allelie am white-Locus:

Definition: 2 Mutationen gehören dem gleichen Gen (=Cistron) an , wenn sie in trans-
Stellung einen mutanten Phänotyp hervorrufen. Das ist bei verschiedenen Genen
nicht der Fall.

Cistron: Basensequenz, die ein Polypeptid codiert (Strukturgen)

Es braucht mindestens ein komplettes, nicht-mutiertes Gen für die korrekte Funktion!

Der cis-trans Effekt

Entdeckung

Zur Entdeckung führte folgende Kreuzung:

wa und w sind Allele, da die ? nicht weiss sind Compound (Heterozygote für verschieden mutierte Allele)

Bei dieser Rückkreuzung gab es ein verblüffendes Resultat!

Neben den zu erwartenden Nachkommen:

kamen noch folgende Nachkommen zum Vorschein:
Ausnahmenachkommen: Wild-weiblich und wild-männlich, doch es war kein wild-Allel (w+) im Spiel!
Wie konnte plötzlich wieder ein Wildtyp hervorkommen?

Interpretation:

  • Es hätte eine Rückmutation von w nach w+ geben können
    Dies ist äusserst unwahrscheinlich, da die Rückmutationsrate ca. 100 x kleiner ist!
  • Intragenetisches C. O. im w-Gen!
    Es muss zu einem C. O. innerhalb des white-Locus gekommen sein. wa und w besetzen verschiedene Positionen innerhalb des Gens (Cistrons), so dass ein C. O. zwischen ihnen möglich wird.
    wa und w sind Pseudoallele!

Theoretische Genanordnung zur 2. Kreuzung:

Definition des Cistrons und der cis-trans-Effekt

Aufbau des Cistrons:

Der cis-trans-Effekt: bei ?, die zwei Pseudoallele im heterozygoten Zustand besitzen, ist zwischen cis- und trans-Form zu unterscheiden.

Die Lage der Allele zueinander ist wichtig für den Phänotyp:

Erklärung: Komplementationstest (cis-trans Test)

Mutationen in verschiedenen Cistrons komplementieren einander, Mutationen im gleichen Cistron aber vermögen sich nicht zu komplementieren.
Mit diesem Test kann festgestellt werden, ob die Mutanten Allele des gleichen Gens sind, oder ob sie verschiedenen Genen angehören.
Die Mutanten werden so untereinander gekreuzt, dass die cis- und trans-Heterozygoten entstehen.

cis-Konfiguration: beide Mutanten liegen im gleichen Chromosom

trans-Konfiguration: die Mutanten liegen getrennt auf den homologen Chromosomen

Telefon-Beispiel zum Erklären des cis-trans-Effektes:

Wir haben 2 Telefonleitungen, über welche eine Botschaft übermittelt werden kann.

Cis: Ist eine Leitung (noch so manchmal) durchgeschnitten, die andere aber intakt, funtioniert die Informationsübertragung (Botschaft kommt an).

Trans: sind beide Leitungen (auch nur je einmal) durchgeschnitten, ist eine Informationsübertragung nicht mehr möglich.

Feinstruktur des Cistrons

Multiple Allelie: Die Allele liegen auf dem gleichen Locus, es sind daher keine C. O. zu erwarten.

Beispiel für Multiple Allelie beim Menschen:

  • Blutgruppen (A, B, AB, 0)
  • Rhesusfaktor
  • Sichelzellanämie

Pseudoallelie: Die Pseudoallele liegen an verschiedenen Loci. Der Nachweis von Pseudoallelie ist schwierig, da sie einen sehr kleinen Rekombinationswert besitzen (sehr enge Kopplung!).

Beispiel: wcarret - wapricot : 0.0003% (1 C. O. auf 333'333 Nachkommen)

Das ganze w-Cistron ist 0.0277 ME lang!

Das Gen hat eine Längenausdehnung. Der ganze Abschnitt im Bild der Beilage 12/28 ist das white-Gen. Es existieren weit über 300 Allele innerhalb des white-Gens.
Die Wahrscheinlichkeit des intergenetischen C. O. ist grösser als die eines intragenetischen (ca. 1 : 10'000). Das liegt daran, dass die intergenetischen Abstände (in ME) viel grösser sind.

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